Der Morgen hat die Nacht sanft bei Seite geschoben. Ich schlief sehr unruhig und die Freude auf unser heutiges Treffen mit Freunden hat die Nacht für mich sehr früh beendet. Mit einem Lächeln im Gesicht beginne ich den Tag. Ich sollte ein Kreuz am Kalender machen. Gehobene Mundwinkel am Morgen sieht man äußerst selten an mir.
Ich staune, denn mein Mann hat den Frühstückstisch gedeckt und Kaffeeduft steigt mir in die Nase. Das gemeinsame Frühstück am Wochenende ist ein Muss für uns und wir genießen es in vollen Zügen. Anschließend ist der Tisch ruck zuck abgeräumt und gesäubert. Unsere Taschen haben wir gestern schon gepackt. Es kann los gehen. Ein letzter Blick in den Spiegel zeigt mir, dass sich das Morgengrauen was ich vor zwei Stunden gesehen habe, positiv verwandelt hat. Ich bin zufrieden und es stellt sich sofort gute Laune ein. Wann geht es denn endlich los, bedränge ich meinen Mann. Hast du auch all deine Sachen eingepackt? Diese wichtige Frage erhält keine Antwort.
Die Tür fällt ins Schloss, ein tolles Geräusch. Mein Mann geht wie immer mit einer kleinen Tasche vor mir her, sie hat die Größe eines Turnbeutels. Ich folge ihm mit einem stattlichen Koffer. Dann seine Frage: „Wie lange gedenkst du zu verreisen? Ich antworte knapp:“ Na, du weißt doch genau, dass wir morgen wieder nach Hause fahren.“
Er: „Naja, ich meine ja nur.“ Sein Blick fällt auf meinen Koffer und er wirft auch gleich ganz beiläufig eine Bemerkung: „Was hast du alles in deinem Überseekoffer? Du hast wohl für alle Jahreszeiten gepackt?“ Ein breites Grinsen überzieht sein Gesicht. Klasse, er hat die Gabe, mir mit wenigen Worten die gute Laune zu verderben. Wir steigen ins Auto und fahren endlich los. Ich hülle mich während der Fahrt in betretenes Schweigen. Schnell haben wir unseren Zielort erreicht. Auf Grund meiner Drängelei sind wir zwei Stunden zu früh. Mal sehen ob wir schon stören dürfen. Wir klingeln und die Tür öffnet sich. Freundlich werden wir empfangen, jedoch mit einer Frage: „Habt ihr euch in der Zeit geirrt?“
„Nein, die Freude Euch wieder zu sehen ist so groß, dass wir es nicht erwarten konnten.“ Die Männer tauschen einen Blick und verschwinden sofort im Garten. Durch ein großes Fenster im Flur kann ich sie beobachten. Jetzt tritt Evi ins Bild. Sie ist eine kleine, strahlende Erscheinung. Wenn ich morgens noch den Bettzipfel im Gesicht trage, kann sie schon herzhaft Lachen und es schwingt Freude und gute Laune durch den Raum.
„Ihr seid sehr früh, ich bin noch lange nicht fertig. Dann kochen wir eben zusammen. Ich freue mich.“
Ich hatte das Gefühl, dass mir etwas gegen die Ohren geprallt ist und stammele ein paar Worte: „Sagte sie was von zusammen kochen?“
Ist nicht gerade meine Stärke, ich werde bestimmt kläglich versagen.
Sie hat mich in der Küche platziert, legt mir ein Brett und ein Messer vor die Nase und spricht: „Du kümmerst dich um den Salat.“
Schon liegt eine grüne Salatgurke vor mir, daneben steht eine kleine Büchse Mais, eine kleine Dose grüne Oliven und selbst drei hart gekochte Eier thronen auf diesem Brett. Und nun? Evi sagt: „Du viertelst jetzt die grüne Gurke, dann in kleine Würfel schneiden. Anschließend schneidest du die drei Eier ebenfalls in kleine Würfel und gibst das zu der Gurke. Hier steht ein Bund Petersilie, das kannst du auch ganz klein hacken und dazu geben. Und nicht vergessen, die Oliven bitte in kleine Ringe schneiden.“
Ich hole Luft und muss die lange Ansage erst einmal verarbeiten. Dann schaue ich auf mein platziertes Werkzeug und beginne mit dem Messer die Gurke zu vierteln. Der Anfang ist gemacht. Jetzt die langen Streifen noch in kleine Würfel schneiden. Wie ein Chamäleon teilen sich meine Augen und peilen in zwei Richtungen. Das linke Auge sieht auf das Messer und achtet darauf, dass es wirklich nur die Gurke teilt. Das rechte Auge behält Evi im Blick. Verdammt, sie hat schon 1 kg Schweinefleisch in zehn Scheiben geschnitten. Alle Scheiben von beiden Seiten geklopft, gesalzen und gepfeffert. Sie wickelt das Ganze nun in Frischhaltefolie und erklärt mir, dass das Fleisch nun 20 Minuten ruhen muss. Ein wenig neidisch bin ich schon, denn das Fleisch darf ruhen und ich sitze immer noch vor dieser Gurke. Wie im Fluge hat sie eine große Auflaufform mit Öl ausgerieben und belegt den Blechboden mit geriebenen Kartoffeln und Zwiebelringen. Sie streut Salz darüber und betrachtet das Werk liebevoll. Ihr Blick fällt auf mich. Ich versuche schnell meine Augen in dieselbe Richtung zu bewegen und schneide plötzlich gekonnt die Gurkenwürfel. Sie lächelt mich zufrieden an. Die zwanzig Minuten sind um und das Fleisch wird ausgewickelt und auf den Kartoffeln und Zwiebelringen verteilt. Das ist für mich Küchenwunder eine Augenweide. Jetzt mischt sie griechischen Joghurt, Majonäse, Senf und geriebenen Käse zusammen und bestreicht das Fleisch damit. Das sieht so lecker aus. In Gedanken versunken frage ich mein Inneres, ob meine Küche je so etwas Tolles gesehen hat. Ich werde aus meinen Überlegungen gerissen und bin recht froh darüber, denn so blieb mir die Antwort erspart. Evi fragt: „ Na, wie weit bist du mit deinem Salat?“ Jetzt ist es auch noch mein Salat. Ich starre auf mein Brett und sehe die fertig geschnittenen Gurkenwürfel, auch die Eier, sowie die Oliven sind jetzt in Salatform geraten. Ich töne: „Wie du siehst war auch ich fleißig, muss nur noch die Petersilie schneiden und die Büchse Mais dazu geben, dann kann das Ganze gewürzt werden.“ Sie befeuchtet Pergamentpapier und überzieht damit die Auflaufform. Dann belegt sie die Form noch mit Alufolie und ab in den Ofen für zwanzig Minuten. Die Petersilie habe ich bereits zu meinem Salat gegeben und werfe noch den Mais hinterher. Evi mischt griechischen Joghurt, Majonäse und Salz zusammen und hebt das unter meinen Salat. „Fertig“. Sagt sie. Ein Blick genügt und sie kann erkennen, dass ich ziemlich angeschlagen aussehe, so das sie fragt: „War das zu viel für dich?“
Ich beantworte die Frage prompt mit: „Niemals, dass mache ich doch gerne und füge noch das Unwort – oft – hinzu.“ Sie grinst, leider hat sie mich durchschaut.
Evi ergreift meine Hand und zieht mich ins Bad. Dort werde ich auf einem Hocker platziert, mein Gesicht gesäubert und ich erhalte eine gut riechende Gesichtsmaske. Das ist eine Wohltat, dafür koche ich natürlich gerne. Mein Gesicht wird erneut gereinigt und ich fühle mich sehr wohl. So wird aus einer Krähe ein Singvogel.
Wir stiefeln wohl gelaunt in die Küche zurück und ziehen die Auflaufform aus dem Herd. Der Duft schweift durch das ganze Haus. Er müsste nun auch unsere Männer erreicht haben. Die Folie und das Papier werden entfernt. Ich wollte gerade kosten, da bekomme ich einen Klaps auf die Hand. „Was ist denn nun passiert?“ Evi erklärt mir: „Jetzt schieben wir die Form ohne Papier und Folie wieder in den Herd und lassen es nochmals 20 Minuten backen.“ Na toll, so kann man auch den Tag verbringen.
Wir decken den Tisch im Esszimmer und falten kleine Sterne aus Servietten. Ein schöner Anblick.
Anschließend ziehen wir uns für kurze Zeit zurück, denn wir haben uns viel zu erzählen.
Plötzlich springt Evi auf und läuft zur Küche. Sie öffnet den Herd und präsentiert mir das fertige Gericht. Einfach toll, es riecht gut, sieht köstlich aus und ist vortrefflich gelungen. Wie sie das nur macht?
Wir rufen unsere Männer und bitten sie zu Tisch. Die Portionen werden gleich in der Küche auf wunderschöne Teller verteilt. Auch der Salat findet seinen Platz. Freudestrahlend serviere ich jetzt. Alle schauen neugierig auf ihre Teller.
„Guten Appetit.“
Es setzt ein gefräßiges Schweigen ein. Vorsichtig beobachte ich die Männer und kann erkennen, dass ihnen das Essen und auch mein Salat hervorragend schmecken. Für kurze Zeit habe ich die Verantwortung für den Salat abgegeben, aber nach diesen glücklichen Gesichtern, nehme ich sie gerne wieder auf mich. Was haben wir uns für Mühe gegeben und auch an Zeit geopfert, um es allen recht zu machen. Und jetzt sieht der Tisch aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ich schraube mich aus meinem Sessel und gehe zu den niederen Tätigkeiten über. Abräumen, Spülmaschine bestücken und so weiter. Evi kümmert sich um den Tisch, legt eine neue Decke auf und stellt Blumen auf die rechte Seite der Tischecke. Unter den Blumen ruht ein kleines Schäfchen. Es sieht aus, als würde es Mittagsschlaf halten. Sie mustert noch liebevoll ihr Werk und sieht sehr glücklich aus.
Nach diesem schönen Essen entscheiden wir uns für einen längeren Spaziergang, um wieder in Form zu kommen.
Auch der Abend verlief sehr harmonisch. Wir haben viel erzählt und gelacht.
Am nächsten Morgen frühstücken wir noch gemeinsam und dann geht es ab nach Hause.
Wir wissen die Zeit mit unseren Freunden sehr zu schätzen. Es war herrlich.
Auf unserer heimischen Sitzkuhle lasse ich unser Treffen noch einmal Revue passieren und notiere mir auch gleich das leckere Rezept.
Rezept für vier hungrige Personen
Man nehme:
1 kg Schweinefleisch (mager)
in 10 Scheiben schneiden und jede Seite klopfen und mit Salz und Pfeffer bestreuen
mit Frischhaltefolie bedecken und 10 Minuten ruhen lassen
5 große Kartoffeln – reiben, in einer Schüssel abwaschen und ausdrücken
1 große Zwiebel in halbe Ringe schneiden
Große Auflaufform mit Öl auspinseln
Die geriebenen Kartoffeln darauf verteilen
Auf den Kartoffeln die halben Zwiebelringe verteilen und salzen
Auf diese Schichten das Fleisch legen
Über das Fleisch kommt eine Schicht aus:
100 gr. Geriebenen Käse
3 Esslöffel griechischer Joghurt
2 Esslöffel Mayonnaise
1 Esslöffel Senf
Mit feuchten Pergamentpapier und Alufolie bedecken
20 Minuten bei 200° backen
Dann herausnehmen, Papier und Folie entfernen und nochmals 20 Minuten backen
Salat:
1 grüne Gurke längs vierteln und in kleine Scheiben schneiden
3 hart gekochte Eier in kleine Würfel schneiden – zur Gurke geben
1 Bund Petersilie klein hacken und zur Gurke geben
1 kleine Dose Oliven -Oliven in kleine Ringe schneiden – zur Gurke
1 kleine Dose Mais – Wasser abkippen und Mais zur Gurke geben
Griechischer Joghurt + 1 Teelöffel Mayonnaise + Salz unterheben
In Portionen schneiden und Salat dazu.
Viel Erfolg!
Gabi Schnee























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